Nicht selten stellen sich junge Menschen beim Hautarzt wegen ungewöhnlicher Verletzungen vor, weil sie Schädigungen an der oberen Hautschicht haben. Spanische Wissenschaftler weisen darauf hin, dass in solchen Fällen unbedingt auch eine psychische Störung und nicht eine dermatologische Erkrankung als Ursache in Betracht gezogen werden müsse.
Vor diesem Hintergrund ist der Fachwelt bekannt, dass derartige Selbstverletzungen der Haut schon immer schwer zu diagnostizieren waren.
Die medizinischen Daten von 44 Kindern und Jugendlichen, die zwischen 1976 und 2006 aufgrund ihrer Hautverletzungen im Krankenhaus behandelt wurden, wurden entsprechend näher unter die Lupe genommen. Bei der Auswertung zeigte sich, dass sich etwa ein Drittel der meist weiblichen Patienten die Verletzungen an Gesicht, Hals, Armen und Beinen selbst zugefügt hatte. Es handelte sich dabei hauptsächlich um Abschürfungen.
Bei der frühzeitigen Diagnose haben es die Ärzte oftmals sehr schwer. Sobald es keine Hinweise auf andere plausible Ursachen oder Misshandlungen gibt, sollte die Selbstverletzung in Erwägung gezogen werden. Mikrobiologische Untersuchungen könnten die Diagnose erleichtern. Auch Anzeichen auf psychische Schwierigkeiten können den Dermatologen bei der Diagnose unterstützen, obwohl die Betroffenen diesen Hintergrund oft leugnen.
Auch die Eltern lehnten in fast allen Fällen eine Untersuchung durch einen Psychiater ab. Die betroffenen jungen Menschen selbst erhoffen sich durch derartige Selbstverletzungen in der Regel mehr Aufmerksamkeit in ihrem kindlichen und jugendlichen Umfeld.
Luna et al.
Dermatitis Artefacta in Childhood: A Retrospective Analysis of 44 Patients, 1976–2006.
Pediatric Dermatology
6/2015